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Monat: Juli 2018

Das Leben auf der anderen Seite des Fensters

Das Leben auf der anderen Seite des Fensters

Gerade fiel mir auf, wie oft ich bei bestem Wetter an meinem Laptop sitze und an irgendwelchen Schul- oder Studienarbeiten schreibe, während draußen Dult, Konzerte und Feste zu hören sind. Aber was heißt „ich schreibe“ … ich lasse mich durch Mist im Internet ablenken, renne hundertmal zum Kühlschrank, hundertmal auf und ab oder starre depressiv die Wand an. Schlimmstenfalls lege ich mich ins Bett und pendle in nervöser Grundstimmung zwischen Schlaf- und Wachphasen, weil ich weiß, dass mir die Zeit davonläuft. Wie immer halt.

Diese Woche habe ich erstmals so richtig ehrlich und ernsthaft erkannt, was für ein horrender Bullshit einem im Pflegestudium serviert wird. Es gibt so viele Studienarbeiten, die sind einfach das Papier und/oder den Strom nicht wert, um sie zu lesen, so viele bescheuerte Theorien und Modelle, wo man sich fragt: Ab wann ist denen die Realität so fürchterlich abhanden gekommen? Und am deutlichsten wurde mir bewusst, wie unwohl ich mich in dieser Fakultät fühle. Ich lese die Plakate an den Wänden. Gleichstellung scheint sehr wichtig zu sein. Gleichberechtigung ist nur ein Wort, ein Deckmantel für Praktiken, die nichts mit Gleichberechtigung zu tun haben und selbst sexistisch motiviert sind, Vorurteile schüren und andere Menschen einschränken, obwohl diese so leben, dass sie keinem anderen in die Quere kommen. Doppelmoral ist halt auch moralisch, nicht?

Ich versuche das Beste daraus zu machen, sehe mich aber durch meine Depressionen daran gehindert. Ich weiß, dass ich eine medikamentöse Therapie bräuchte und regelmäßige Gespräche mit einem Therapeuten. Auf beiden Ebenen habe ich schon viel ausprobiert und bis jetzt nicht das Richtige für mich gefunden. Mich einweisen lassen wäre im Rahmen des Möglichen, doch ich fürchte die Stigmatisierung. Ich bin tatsächlich der Meinung, ich hätte im Marketing bleiben sollen. Das wäre erst recht nicht gut für meine psychische Gesundheit gewesen, aber ich hatte mir zumindest eine Nische geschaffen, in der ich weitestgehend eine ruhige Kugel schieben und ab und an mal kreativ sein konnte. Lass mich eine Woche wieder in diesem Bereich arbeiten und mir fallen massig Dinge ein, warum es doch besser war, dort zu verschwinden. Sprunghaft as fuck: Roger B. Nigk.

Ich finde einfach nicht meinen Platz. Prokrastination und Selbstsabotage in wichtigen Lebensaspekten wird meine kleine Blüte auf ewig verschlossen lassen. Entfaltung steht mir in dieser Welt einfach nicht zu. Verstanden werden schon gleich gar nicht. Und wer mich zu verstehen scheint, zeigt mir gleich, was für ein verfickter Träumer ich doch bin.
Selbstmord ist die meiste Zeit meines Lebens ein entspannendes und zugleich extrem schwächendes Gedankenspiel für mich. Konnte ich nicht schlafen, brachte ich mich um. Der Gedanke schaut aktuell durchs Schlüsselloch, beobachtet mich und hat die Faust geballt, um an der Tür zu klopfen. Wenn ich ihn reinlasse, wird es mal wieder für ein paar Wochen ganz übel. Ich muss das vermeiden, außer ich will meine dämliche Pseudo-Karriere gefährden, diesen letzten, kleinen, brüchigen scheiß Ast, an den ich mich mit meinem Mittelfinger festhalte. Mein Fenster ist gekippt. Ich liebe live gespielten Jazz. Klopf, klopf.

Nina Nastasia – Too much in between

Nina Nastasia – Too much in between

Excision ist einer dieser Filme, die nicht jedem gefallen. Ich wusste nicht auf was ich mich einlassen würde, vielleicht gefiel er mir deswegen so sehr. Vor allem seine psychologische Tiefe spricht mich an. Irgendwann werde ich mich ihm ausführlicher in einem Blog-Beitrag widmen.
Im Soundtrack dieses kurzweiligen Streifens findet sich eine sehr schöne Perle von Nina Nastasia, der Song „Too much in between“, 2000 auf dem Album Dogs veröffentlicht. Produziert von Steve Albini ist das jetzt definitiv in meiner Playliste und will ganz genau behört werden.

Nastasia’s Song verfolgt ein einfaches Rezept, das mich jedes Mal voll erwischt: Gezupfte Einzeltöne auf einer Akustikgitarre, säuselndes, schwer melancholisches Gesang … das war’s. Mehr braucht’s nicht, um mich verliebt zu machen. Für mich schlägt der Song mit seinen Bottle-Neck-E-Gitarren-Einlagen (ich vermute Bottle Neck) in eine Schneise, die ich vereinzelt in Jesse Sykes & the Sweet Hereafter wiedergefunden haben (2003 mit dem Album „Reckless Burning“ und seinem fantastischen Titeltrack, den ich erstmals im Film 12 and Holding hörte – Filme bringen mich auf die besten Songs). N-joy!

ZUSATZ: Es ist so viel zu tun, aktuell. Ich komme mit dem Spagat zwischen Schuleinsätzen, Studium und Praxis nicht zurecht. Die Belastungsspitzen sind zu hoch, darunter leidet auch dieser Blog. Ich werde zurückkommen. But there’s too much in between.

Kurz nachgedacht: Gleichberechtigung?

Kurz nachgedacht: Gleichberechtigung?

Kommt mir so vor als wären alle Bemühungen der geschlechtlichen Gleichberechtigung eine riesige Heuchlerei und Scheinheiligkeit. Der Feminismus der 3. Welle pickt, wie könnte es auch anders sein, wieder nur Rosinen für die Menschen unter uns, die über mindestens eine Vagina oder Gebärmutter verfügen und sich der Öffentlichkeit als Frau darstellen (kompliziert, ich weiß).

Meine Fragen:

Seit wann sind alle so verfickt empfindlich geworden?

Kann es Gleichberechtigung geben, wenn es nur um Frauenrechte geht?

Sind Frauenquoten nicht das gleiche, als würde der Dermatologe ein eiterndes Ganzkörperekzem nur mit Makeup behandeln?

Wenn Frauen für ihre Geschlechtszugehörigkeit aufgrund von Quoten beruflich bevorzugt werden, ist das nicht genauso sexistisch wie eine Bevorzugung von Männern?

Wenn es, im Sinne der Gleichberechtigung, Frauenbeauftragte gibt, waren und sind damit alle anderen automatisch Männerbeauftragte? Wäre das nicht ungerecht?

Wie viel hat das mit Gleichberechtigung zu tun, dass Frauen ohne Konsequenzen Verhütungsmittel, die in ihrem eigenen Wirkbereich liegen (orale Kontrazeptiva), fahrlässig fehlerhaft anwenden und damit einem Mann ein Kind anhängen, welches er niemals wollte? Was, wenn eine willentliche Manipulation der Verhütung von der Frau vorgenommen wurde (Löcher im Gummi)? Ist es möglich einem Mann, der  entschieden kein Vater des Kindes einer bestimmten Frau sein will oder gar kann (derer Gründe könnte es viele geben, sogar unabhängig von Geld), hier irgendwie zu helfen?

Warum werden gleichwertige Straftaten von Frauen mit einem geringeren Strafmaß geahndet? Oder mal als kleine kindische Analogie mit Rückblick in meine Schulzeit: Warum mussten meine Mitschülerinnen nicht annähernd so umfassende und häufige Strafarbeiten schreiben wie wir Jungs, wenn sie bspw. ihre Hausaufgaben nicht hatten? Warum bekamen sie nach Prügeleien keine Verweise (egal ob female vs female oder mixed fights)? Warum griff vor Lehrkräften das Notwehrrecht auf einmal nicht mehr, wenn die Mädels uns wiederholt gegen das Schienbein traten? Und warum soll ein Richter heute vom Geiste her da irgendwie anders ticken als eine strafende Lehrkraft? Für beide sollte doch gelten: Vor dem Gesetz/der Tafel sind alle gleich.

Warum wirkt es, als ließe man Frauen keine andere Rolle als die des passiven Opfers und Männern nur die, des Aggressoren und ist diese Rollenverteilung gut so? Warum überhaupt (schon wieder) Rollenverteilung nach Geschlecht? Ich dachte Rollen sind böse?

Muss ich bei jedem Flirt mit einer Dame diesem Leitfaden folgen, um mich nicht in Schwierigkeiten zu bringen: Wann habe ich sie berührt? Wo habe ich sie berührt? Warum habe ich sie berührt? Was habe ich dabei gefühlt? Was in ihrer Physiognomie, ihrer Gestik, allgemein in ihrer Körpersprache, was in ihren Worten und der Modulation dieser hat mich denken lassen, dass sie damit einverstanden sein könnte? Wie hat sie darauf reagiert? Wie habe ich ihre Reaktion interpretiert und warum? Unter welcher Vereinbarung fand das Treffen statt? Habe ich ihr ständig kommuniziert, dass sie ohne Repression/Strafe/Verleumdung/Beschimpfung/negative Konsequenzen etc. jederzeit sich meinem Wirkbereich entziehen kann und habe ich mich darüber vergewissert, dass sie kognitiv und physisch dazu in der Lage ist, dies erfolgreich unmittelbar zu erkennen und notfalls auch umzusetzen? Hab ich das schriftlich? Habe ich Zeugen, die sich davon vergewissern konnten, u.a. auch davon, dass ich im Rahmen dessen keinerlei Druck oder gar Gewalt ausgeübt habe, weder verbal noch nonverbal … puh …
Gilt das im genau selbem Maße auch für Frauen? Und wenn ja, warum hätte ich Skrupel eine Frau an den öffentlichen Pranger zu stellen und ihr Image, vielleicht sogar ganzes Leben zu zerstören, nur weil sie beschissen flirtet und/oder mich falsch angefasst hat? Wieso fällt da eine „Güterabwägung“ (wenn man so will), derart unterschiedlich aus?
Wie ist gerade in diesem Zusammenhang Alkohol- und Substanzabusus aus allen Perspektiven zu betrachten (d.h. Mann/Frau motiviert/nötigt etc. Frau/Mann zum Konsum oder flößt sogar heimlich ein; welcher Promillewert wirkt sich rechtlich wie auf die Folgen von Taten aus, z.B. Frau, die unter Einfluss freiwillig die Beine breit macht; Mann, der unter Einfluss die Finger nicht bei sich halten kann usw.)?

Warum höre ich keinen Aufschrei, dafür leises Kichern, wenn einem Mann von seiner Freundin/Frau aus Rache für Seitensprünge die Geschlechtsteile abgeschnitten werden, aber sehe in entsetzte Gesichter, wenn ich eine fiktive Geschichte von einer Frau erzähle, der aus selbem Grund die Klitoris von ihrem Ehemann abgetrennt wird? Warum ist nicht beides als schreckliche, unmenschliche Tat anzusehen?

Warum können Frauen unfassbare Lügen zu vermeintlicher Vergewaltigung, sexueller Nötigung, Missbrauch, Gewalt etc. verbreiten und bekommen noch gesellschaftlichen  Zuspruch, obwohl ihre Lügen glasklar aufgedeckt wurden? => „Everything You Know About Porn Star Leigh Raven’s Charges of On-Set Abuse is Wrong (We have the VIDEO)“

Was zum Teufel ist im Leben von Frauen schief gelaufen, die sich von Blicken vergewaltigt fühlen, schlechtes Flirten eingeschüchterter Männer mit lautem Gebrüll öffentlich abstrafen und auf psychologischer Sicht keinerlei Skrupel haben, mit größter Gewalttätigkeit zu agieren? Hand aufs Knie legen als Straftat … wann kommen Menschen, die so etwas fordern, mal in der Realität an?

Warum gibt es an meiner Fakultät für angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaften so viele Diskussionsrunden und Veranstaltungen mit dem Wörtchen „Gender“ im Titel und warum verstehe ich in vielen von ihnen kein Wort bzw. muss mich die ganze Zeit über fragen, ob diese komischen Kinder wirklich keine anderen Probleme haben?

Warum, verfickte Scheiße fickt euch alle argh, wird die Note meiner Studienarbeiten schlechter, wenn ich nicht jedes scheiß Wort 100%ig durchgendere?

Warum wird nicht erkannt, dass manche dieser Kriegsschauplätze gegen Diskriminierung, selbst Diskriminierung hervorrufen? Und wenn doch, warum wird das als OK angesehen?

Wenn es wirklich stimmt, dass Männer häufiger Suizid begehen (laut Statistiken sogar deutlich häufiger, hier ein Beispiel), warum unternimmt man nichts dagegen, die Suizidrate zu senken? Ich stelle mir gerade vor, wie es andersrum wäre. Alice würde mit Panzern losstürmen, nicht?

Sind Frauen, die nicht der Meinung sind, privat und im Beruf gegenüber Männern benachteiligt zu werden (dazu gehören fast alle Frauen, mit denen ich zusammen war bzw. näher zu tun habe) Verräterinnen, blind oder einfach nur blöd? Beschämen diese Frauen mit ihrer Zufriedenheit (nicht „Zufriedenheit trotz Benachteiligung“) andere Frauen oder werden diese Frauen vielleicht von Feministinnen diskriminiert?

Warum gibt es keine Müllfrau und die Sündenziege im deutschen Sprachgebrauch, bei all dem Dreck und gesellschaftlichen Schaden, den diese vielen, schwer überdehnt narzisstischen Feminismusmenschen fabrizieren?

Wann wird welcher Fehler zum Blankoscheck, den Ruf eines Menschen – und damit auch weite Teile seines Lebens – nachhaltig zu zerstören, vielleicht sogar trotz Reue und Entschuldigung? Ist es klug einen nicht begangenen Fehler „einzugestehen“, bevor man online und danach im Real Life gelyncht wird? Etwas nicht eingestehen, das man verdammt nochmal auch nicht getan hat, lässt einen wie ein Lügner wirken. Natürlich nur, wenn man ein Mann ist.

Ist Ungleichheit gleich Ungerechtigkeit, wenn Ungerechtigkeit scheinbar immer Ungleichheit ist? (That’s a tricky one.)

Warum kennen so viele nicht den Unterschied zwischen Gleichberechtigung und Gleichstellung? Oder perfider: Warum darf sich Gleichstellung so frech in den Deckmantel von Gleichberechtigung hüllen und erhält dabei sogar noch Rückendeckung aus der Politik?

Und: Warum habe ich das Gefühl, mich mit diesem Blog-Beitrag fürchterlich in die Nesseln gesetzt zu haben? Manchmal glaube ich es gäbe keinen Willen zur differenzierten Diskussion mehr, nur noch schnellstmögliche Schuldzuweisung in kritischen Themen, möglichst emotional aufgeladen, weil das die optimale Spielwiese zur Manipulation der Massen  zu sein scheint. Auch wenn dieser Beitrag hier etwas anderes vermuten lässt: Bei diesem Thema von „Schulden“ und „Schuld“ zu sprechen, scheint mir der absolut falsche Weg zu sein. Nicht Feminismus oder Maskulinismus. Humanismus!

~ Ich kann radikale Feministen nicht daran hindern, dass hier zu kommentieren, denn sie widersetzen sich zu gern Grenzen, obwohl sie im Umgang mit ihnen pausenlos Grenzen einfordern. Ich darf noch einmal darauf verweisen, dass dieser Blog nicht zum Lesen bestimmt ist. GTFO ~