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Monat: April 2018

Die Aktien steigen

Die Aktien steigen

Ich dachte mir: Woah, wär das nicht geil, wenn in diesem kleinen Kalender, rechts an der Sidebar meines Blogs, für den Monat April so eine rote Markierung für jeden Blog-Post so voll krass quer durchgeht? Dazu müsst ich heute was bloggen, aber nur was? Beitragsentwürfe gibt es so viele (19 Beiträge), Notizen auf dem Smartphone gibt es so viele (42 Notizen),  Ideen gibt es so viele (163.944 Ideen) … im Backend schlummern sogar schon zwei fertige Beiträge, die nur darauf warten, irgendwann mal in einer Schreibblockade von mir gepostet zu werden, damit niemandem was auffällt. Doch jetzt gerade, in diesem Moment, habe ich nicht den blassesten Schimmer was ich schreiben soll, wo ich anfangen und wie ich dann aufhören könnte … zu anstrengend …

Dass ich heute eine Schulaufgabe zu einem Thema geschrieben habe, welches ich bereits im Studium hatte, mit 1,0 bestand, jetzt aber schlechter abschneiden werde – weil die verfickte Berufsschulaufgabe schwerer war als eine scheiß Fachhochschul-Klausur – … hm … erwähne ich das? Erwähn ich auch meine vielen Spicker, die mich vom Absturz bewahrten, nur weil ich zu depressiv zum Lernen war? Erwähne ich die Erleichterung, die ich danach verspürt habe? Erwähne ich meine Sorge, dass ich dadurch befürchte so das Lernen zu verlernen? Mal lieber nicht. Die anderen haben ja auch gespickt. Warum sollen die sich einen Wettbewerbsvorteil erschleichen dürfen, dazu noch in einer Branche, wo eh jeder eingestellt zu werden scheint. Bis auf mich dann, man wird’s sehen. Pech ist mein Schatten, sogar in tiefster Nacht.

Aussichtsreiche Zukunftsprognose rot markiert, zurück in die Vergangenheit, von links unten nach rechts oben. Purer Zufall, ich schwör’s. Nein, den Beitrag vom 1. April hab ich nicht erst jetzt geschrieben, damit das besser aussieht. Ich schwöre bei Gott, wirklich.

Wenn das Schreiben einer To-Do-Liste suizidal macht

Wenn das Schreiben einer To-Do-Liste suizidal macht

Nicht unbedingt kryptisch hier beschrieben worden, dass ich, wie so oft, mit meinem Leben überfordert bin. Modulprüfung nachschreiben, eine Präsentation zu einem schwierigen Thema vorbereiten und halten, eine weitere Schulaufgabe verkacken, eine schriftliche Ausarbeitung verfassen, für eine andere Klausur lernen, drei Tage für Teambildungs-Besinnungsscheiße vergeuden … und heute: „Ach Roger, magst du …“

Da sind 26 fremde Leute aus einem fremden, deutschsprachigen Land, das ich jetzt nicht nennen möchte, weil die falschen Leute sonst diesen Blog ergooglen könnten. Sie stürmen einen Klassenraum, der vor einer Stunde noch aus zwei Räumen bestand. Ich möchte mich aus sämtlichen Präsentationen, Feiern und Diskussionen raushalten. Ertrage das grad einfach nicht, zu viel Frust, zu viel Stress, zu viel Pseudo-Trauma. „… den Magazinartikel zur heutigen Veranstaltung schreiben? Du schreibst so gut!“ 

Nein, mag ich nicht! Aber ich muss jetzt wohl, weil meine Klassenleiterin mich darauf angesprochen hat. Die Schulleitung weiß auch schon Bescheid, dass ich das übernehm (noch vor mir). Ja, ich prokrastiniere wieder wie verrückt, mache nicht was ich sollte. Da hab ich doch nicht die Zeit noch ’nen Artikel zu schreiben!? Außerdem sind die gemachten Bilder dazu schlecht (verschwommen, digital gezoomt, schlechte Bildkomposition, schlechter Bildausschnitt), weil nicht ich sie gemacht habe. Here we go again – mein verfickter alter Beruf als Drecksredakteur. Das Argument „Da bin ich ja nicht umsonst weggeflüchtet, von diesem Scheißjob“ zieht auch nicht, da ich ja nach wie vor gerne meinen Arbeitgeber auf Messen vertrete (und schon bin ich zurückverfrachtet in meine alte Werbeagenturzeit), das aber auch nur, weil ich dann nicht auf Station arbeiten muss. Für diesen Artikel bekomme ich NADA! Ein müdes Lächeln, vielleicht. Oder überspielte Freude von meiner Klassenleitung, was auch an Medikamentenmissbrauch liegen könnte.

ICH KANN NICHT SCHREIBEN! Sechs Jahre als professioneller Texter in einer Agentur gearbeitet und noch ein paar Jährchen länger so nebenher. Doch wer meinen Blog liest, weiß: Ich kann wirklich nicht texten. Wirklich nicht. Ständig irgendwelche Fehler, komische Satzbauten, beschissenste Metaphorik, Interpunktion gesetzt nach Cumshotspritzern auf dem Monitor, nach Pornhub- und xvideo-Binge-Watching. KOMM, HÖR MIR AUF!

(Menschen strengen mich so sehr an. Ich sitze zwischen sechs süßen Mädels, quetsche sie ein bisschen für den Artikel aus, scherze mit ihnen, betatsche die Muskeln der Heißesten von ihnen, bin noch frustrierter, weil ich keinen Weg finde, sie zu ficken, starre sie den Tag über immer wieder mal an und bin noch frustrierter, denn fuckisdiegeil … übersehe, wie ein anderes, ebenfalls hübsches Mädchen mit mir flirtet bzw. mache nicht mehr daraus … Kann ich dieses mir aktuell so verhasste „Zwischenmenscheln“ abschalten, fühle ich mich einfach nur erschöpft … fahre nach Hause, rege mich über jeden  Menschen auf, den ich sehe … möchte mich für ein volles Jahr ausklinken, mich mal wieder neu orientieren, ernsthaft Hilfe in Anspruch nehmen … ich brauche ein verficktes Wunder, sonst fahre ich mein Leben an die Wand, in den Gegenverkehr oder an den nächstbesten Baum … ich bin einer dieser Menschen, die kein Motorrad haben sollten …)

~ Kommentier doch diesen Scheiß nicht, Mensch! ~

Warum ich es niemals schaffen werde

Warum ich es niemals schaffen werde

Mein früherer Chef sprach immer von „Exzellenz“. Gemeint damit war nicht der Titel, sondern die Spitzenleistung. War eine erstrebenswerte Eigenschaft für ihn, Exzellenz in etwas erreichen, und obwohl er mit der Passion eines Wahnsinnigen Marketingprofi war, könnte ich nicht benennen, worin er wirklich exzellent war.
Exzellenz erreichen … halte ich für unnötig mühselig. Allerdings möchte ich „es schaffen“. Es schaffen im Leben. Also beruflich. Mehr Geld und höherer Status ist ja mit Vorzügen verbunden, die einem dieses ohnehin schon unverschämt schwere Kackleben leichter bzw. genießbarer machen. Also strebe ich nicht nach Exzellenz, dafür nach Perfektion. Ein Akt der Abnabelung von meiner beruflichen Vergangenheit durch Umbenennen der gleichen, giftigen Philosophie.

Ich werde es niemals schaffen. Statt „Home Sweet Home“ könnte das auf meinem Fußabstreifer stehen, damit ich es ja nicht vergesse. Habe immer den Eindruck mehr und härter zu arbeiten als alle anderen und doch bin ich ein unfassbar faules Schwein, mit dem paranoiden Eindruck, von Pech und Drama verfolgt zu werden. Leicht abgelenkt von allem. An nichts kann ich konzentriert arbeiten. Regelmäßig lasse ich mich aus dem Arbeitsfluss bringen, um irgendeinen Mist im Internet zu suchen, mich über Nichtigkeiten zu informieren, mir einen Film reinzuziehen, zu wichsen oder was sonst noch. Ausdauernd wie ein Haufen Scheiße, den ein Schwan im Wirbelsturm aus seinem Arschloch fallen lässt. Ich bin überall, aber nicht konzentriert. Gedanken rasen, tausend Gedanken, ohne Zusammenhang, bin mal hier, mal dort, der Wunsch, der Traum, die Fantasie, die Erinnerung, das Schuldgefühl, der Selbsthass, die Aussichtslosigkeit.

Zahlreiche Talente, die ich zu haben glaube, konnten sich nie zu etwas Brauchbarem entwickeln, weil ich wie gesagt keine Ausdauer habe. Dauert nicht lange und ich kündige hier z.B. einen Blogpost an, der dann nie erscheint. Wie viele unfertige Projekte in meinem Zimmer verstreut liegen, als wären Schubläden, Fächer, Mappen und Ordner unbeerdigte Särge. Meine Worte sprechen lauter als die Tat, die niemals folgt. Wird passieren.

Ganz, ganz fest nahm ich mir vor, für eine arschgefickte Schulaufgabe am Donnerstag (morgen) zu lernen. Es ist so viel Stoff, wie wir ihn noch nie zuvor für eine Schulaufgabe hatten und eine der korrigierenden Lehrer, gehört zu den härtesten Endgegnern, die man haben kann. Sie ist so voller Unsicherheit, so eigenartig geschauspielert und hilflos in zwischenmenschlicher Aktion, ich würde sie gerne in den Arm nehmen, was sie jedoch nie davon abbringen würde, ihren Frust an Schülern durch erwartete Perfektion und 100%ig genau auswendig zu lernenden Füllselsätzen auszulassen. Für das Examen darf man Lehrkräfte angeben, die man nicht in der praktischen Prüfung haben will. Kann mich nicht entscheiden, ob ich sie zum Ausschluss wähle, schließlich gibt es noch genügend andere Lehrerinnen, mit denen ich es verschissen hätte – durch meine besserwisserische Art und ständiges Aufdecken von Unterrichtsfehlern. Sorry, ich weiß es halt öfters verfickt nochmal besser. Wer das als Angriff gegen sich selbst sieht, egal wie sanft ich es zu formulieren versuche, dem ist nicht mehr zu helfen. Wie mir. Aber die haben es wenigstens zu etwas gebracht. Ich bringe es zu Scheiße. Schwanenscheiße.

Bin einfach zu sensibel für diese Welt. Als das Durchsetzungsvermögen verteilt wurde, habe ich darum gebeten, eine Schwanzlänge über dem deutschen Durchschnitt zu haben – nicht sonderlich hoch –, ohne zu wissen, dass Durchsetzungsvermögen der entscheidende Faktor für Erfolg ist, vor allem für Erfolg mit Frauen, in jeder Phase der Verführung und einer eventuellen langfristigen Beziehung. Doch um Frauen soll es hier grad nicht gehen. Vielleicht würde es mir mal helfen, Flirten, Lieben, Ficken und auf Pornovideos wichsen wegzulassen. Wortwörtlich: Mein Schwanz steht mir im Weg. Exkurs beendet.

Wird nur ein kleines bisschen Ellbogen eingesetzt, wirft es mich aus der Bahn. Und die, die ihre Ellbogen einsetzen, benutzen sie nicht, um jemanden freundlich anzustupsen, damit dieser Platz auf der Karriereleiter macht. Nein. Es geht um Dirty Ass Street Fight I Knock U Da FUCK Out Elbows. Es geht um Vernichtung. Mir geht es um Vernichtmitmir. Ich möchte aus diesem System ausbrechen, aber das geht nicht so, wie ich es mir wünsche bzw. bin ich einfach nicht belastbar genug, um das zu tun. Diese mangelnde Belastbarkeit ist ja auch der Grund, warum ich in den aktuell dominanten Strukturen des Erbringens von Leistung, keinen Halt finde und nicht einen einzigen Schritt in die vermeintlich richtige Richtung gehen kann.

Wieder mache ich krank, weil dieses Depressionsgefühl sich mit seinem fetten Arsch schwer auf meinen Kopf gesetzt hat. Morgen schreiben wir diese arschgefickte Schulaufgabe, die zugleich eine Klausur für das Studium ist. Seit mehr als acht(!) Wochen weiß ich davon und habe keine Zeile dafür gelernt. Da schwänze ich einfach. Nicht zum ersten Mal. Nein, zum zweiten Mal. Ich verlasse mich darauf, bis zum Nachholtermin alles zu können und dann schreibe ich doch nur eine 2. „Nur“. Die durchschnittliche Pflegekraft steht auf einer 4. Eine 2 ist gut, eine 2 ist überdurchschnittlich. Genügt mir nicht. Und wenn es eine 1 wird, freue ich mich nicht im gleichen Maße darüber, wie eine 2 mich aufregt. Bei einer 3 bin ich übrigens schockiert zutiefst gekränkt. Einser scheinen normal, etwas Gegebenes, etwas Notwendiges zu sein. So elendig viele Einser ich in meinem Leben schon geschrieben habe, so wenig haben sie mir gebracht. Eigentlich gar nichts. Kein bisschen.
Leute, die mit mir den qualifizierenden Hauptschulabschluss bestanden haben, verdienen mehr Geld als ich es jemals habe. Scheiße, sie haben auch schon mehr Geld ausgegeben als ich es jemals verdient habe. Von den Leuten, die mit mir den M-Zug besuchten, auf die FOS gingen, studierten und später die Ausbildung machten, will ich gar nicht erst anfangen. Wer sogar schlechter als ich war, ist heute in gehobenen Positionen. In Positionen, von denen aus man mich herumkommandieren könnte. Roger Nigk, ewiger Praktiktant, Azubi, Schüler, Schuleschwänzer und Streber, der von Strebern „Streber“ genannt wird.

Das bisschen Damage is done. Ich werde an der Schulaufgabe/Klausur nicht teilnehmen, sie in eine Zeit schieben, wo ich noch viel mehr Schul- und Studiumsstress ausgesetzt bin, werde mich noch miserabler fühlen, die Schule und meinen Hausarzt anlügen. Dabei bin ich alles andere als gesund. Ich fühle mich wie so oft nicht im Stande, ein Leben zu führen. Irgendeins. Ich verzweifle an mir selbst. Ich vermisse meine Freunde. Ich mag diese ganzen anderen Menschen nicht. Ich bereue meinen Lebensweg. Ich wüsste nicht wo sonst hin mit mir. Ich genüge nicht.

„ich bin auch nicht stressresistent. deswegen mache ich mir erst keinen.“
– Eine ehemalige Kollegin in der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger und meine damals beste Klassenfreundin. Studiert inzwischen seit längerem Medizin.

~ Nicht kommentieren ~

The Distillers – Coral Fang

The Distillers – Coral Fang

An der Single „Drain the Blood“ der female fronted Band The Distillers kam man Anfang der 00er-Jahre als Grunge-/Punk-Fan gar nicht vorbei. Dieses Video dazu, ihr geiler Arsch im Intro, diese unfassbare Stimme, die Live nicht anders klang … Brody Dalle, eine tolle Frau, bei der man sofort wusste, dass man sie blind irgendwo in die Cluster B Persönlichkeitsstörungen einordnen kann. Und mir ging ihre Mode auf den Sack. Hätte zu gerne „Style over Content“ geschimpft, aber der Content war und ist einfach zu gut. Das Coral Fang Album läuft derzeit bei mir rauf und runter. Am meisten kann ich es genießen, wenn ich mir dabei Dalle nicht so lächerlich aufgestylt vorstelle und es einfach nur um die verdammte Musik geht, nicht um die Verpackung, Haargel, Makeup, Tätowierungen und Piercings. Musik, in der man sich seelisch entblößt, sollte man nackt spielen. Würde ich garantiert nicht wegsehen.

Lyrics: https://genius.com/The-distillers-coral-fang-lyrics

~ Do not comment this blog-post. ~

Lehrerinnen ficken

Lehrerinnen ficken

Würde ich nach Berufsgruppen wählen, würde ich von Lehrerinnen die Finger lassen. Meine Quote ist da einfach zu schlecht: Verpatzte Dates, langweilige Dates, meine Flucht aus Beziehungen und kein guter Sex. Noch schlechter erging es mir da nur mit Studentinnen der Psychologie und Schauspielerinnen (ihr suchet Borderline-Weibsvolk? Werdet dort fündig!). Jetzt ist es aber nun mal so, dass ich meine Lehrerin ficken will. Ein Gedanke, der mir seit der Hauptschule in schwierigen Phasen der Pubertät nicht mehr kam.

Sie war die Neue, geflüchtet aus einer anderen Berufsschule in der die Bedingungen mit einem Schulleiterwechsel zu haarig wurden. Mehrere Lehrkräfte folgten ihr. Das war übrigens die Schule des Krankenhauses, für das ich mich auch beworben hatte (my first pick!). Luden mich zwar zum Assessment Center ein, schickten mir aber nicht mal eine Absage. Und ich Depp möchte nach meinem Examen trotzdem dort hin, obwohl ich schon vor meiner ersten Bewerbung nur Probleme mit einer Bürodame hatte, die für Praktika zuständig war. Die konnte mich nicht leiden und so sehr ich bemüht war die Wogen zu glätten – wo auch immer die herkamen –, sie blockte alles aggressiv ab. Konnte mich einfach nicht leiden. Diese Lehrerin dagegen …

Als sie zum ersten Mal in meiner Klasse saß, sprach sie nicht. Ihre Aufgabe war es dazusitzen und eine Polizistin über Drogen reden zu lassen. Schon viele Präsentationen und Kurse von Polizisten zu Drogen, Zivilcourage und Selbstverteidigung erlebt. Man könnte meinen, die wüssten wovon sie sprechen. Tun sie leider nicht. Als die Lehrerin sprach, merkte man, dass sie Ahnung von dem hatte, was sie uns erzählte. Ich hielt ja zuerst analysierend Abstand, konnte sie absolut nicht einschätzen. Aus irgendeinem Grund hielt ich sie für streng. Ihre Stimme ließ sämtliche über meine vielen Schuljahre gefestigten Vorurteile zu Lehrern zerfallen. Ich liebe ihre Stimme, die mit jeder Silbe oder Seufzer aus ihrem schönen Mund schwebt und einen Kuss von ihren Lippen auf mein Trommelfell setzt. Sie ist Ausdruck eines sanften Gemüts, unterstrichen von perlig braunen Augen.

Nicht einmal habe ich sie schreien oder schimpfen hören, egal wie laut die Klasse wurde. Sie ließ uns heute wissen, dass sie autoritäres Auftreten bei anderen nicht mag. Sanftheit in Person. Man merkt, eine zu unruhige Klasse stört sie, aber sie spricht einfach weiter. Wenn ihre Stimme zu angestrengt klingt, lasse ich mich manchmal zu einem lauten „Sssscht!“ hinreißen, womit der Lärmpegel kurz einbricht, bis er langsam wieder nach und nach anschwillt. Das ist übrigens nicht das einzige, was nach und nach anschwillt, wenn sie uns unterrichtet.

Ja, ich will sie ficken. Das klingt derbe und respektlos. Doch ich stelle die Frage: Ist einvernehmlicher, schöner, harter, leidenschaftlicher, animalischer Sex nicht ein deutlicher Ausdruck für Respekt gegenüber einer Frau? Sie von hinten an den Haaren  ziehen, um den Hals freizulegen, sie küssen, ihre Brüste mit dem freien Arm umschließen, in sie eindringen, es laut klatschen lassen mit jedem nassen Stoß, sie in die Matratze drücken und immer fester den harten Schwanz hineinhämmern, sie stöhnen lassen, ihre Atmung beschleunigen und mit wilden, schnellen Stößen ihren Atemrhythmus durcheinander bringen, spüren, wie sich ihr Körper beim Luftanhalten anspannt bis es ihren Unterleib in Wellen durchzieht … wenn sie gekommen ist, zwei Finger in ihr lassen, die jeden Zentimeter ihrer Vagina nach reizbaren Stellen absuchen und sie weiterlecken, bis nach erneutem Orgasmus ihr Poloch zuckt, das man zum Abschluss tief mitleckt. Irgendwo dazwischen spritze ich ihr übrigens noch auf Gesicht und Brüste. Ohne jegliche Ironie, das ist purer R. E. S. P. E. C. T. Oh, sock it to me, sock it to me, sock it to me, sock it to me …

Einmal beschloss sie, den Unterricht mit gegenseitigen Handmassagen zu einem entspannenden Ende kommen zu lassen. Die letzte Handmassage, die ich jemanden gab, war zu meiner Ausbildung zur Sozialen Betreuungskraft, und ich war ziemlich gut darin. Aber die ungerade Klassenzahl ließ mir keinen Partner, was ich durch Passivität provozierte. Solch eine Ab- und Ausgrenzung konnte sie nicht erlauben. Also bot sie sich an, mich zu massieren. Ich gab ihr noch die Möglichkeit ihr Angebot zurückzuziehen, denn ich befürchtete, sie fühlte sich vielleicht dazu gezwungen und hatte diese Idee noch nicht gründlich durchdacht. Aber sie ließ nicht locker.
Öl tropfte von ihren Händen in meine. Anfangs konnte ich mich noch nicht genug fallen lassen. Ich wollte mit meinen öligen Fingern in ihren Nacken greifen, sie an mich ziehen und küssen. Um die Situation, dass sie als Lehrerin gerade einem ihrer Schüler, der dazu noch älter ist als sie, die Hände massiert, etwas aufzulockern, quatschten wir viel. Ich erzählte mehr über mich als umgekehrt, was mich denken ließ, vor einer kleinen Verführerin zu sitzen. Ich war schon lange verführt. Und ich war ganz in ihren Händen – im wahrsten Sinne der Worte. Mit dem Rhythmus ihrer streiche(l)nden Bewegungen verstand sie es, keine unzweideutige Sinnlichkeit für den Rest der Klasse sichtbar zu machen. Sie hätte mir den Daumen abbeißen und an die Stirn spucken können, meine pochenden Schrittes aufblühende Erektion wäre nicht gewichen.
Ob ich sie jetzt massieren solle, fragte ich. Nein, sie wollte weitermachen, denn sie ahnte sicherlich, wie ein verknallter Roger massiert. Ich hätte ihr keinen Zweifel gelassen, dass meine Finger in ihren Händen den von ihrer Hose bedeckten Intimbereich sehen, den ich so gerne mit meiner Zunge durchfahren würde. Sie wäre rot geworden, völlig überfordert, hin- und hergerissen zwischen dem schönen Gefühl und ihrer Rolle als Lehrkraft. In diesem Moment wollte ich sie so sehr und sie bemerkte das.

Im Bus heimzu sagte eine der Mitschülerinnen, die ich als Freund sehen würde, wie unangebracht das alles gewesen sei und dass sie es nicht gut fand, wie die Lehrerin das Nähe-Distanz-Verhalten nicht einhielt. Es ist süß, wenn aus einer Frau die Eifersucht spricht. Ich fuhr mit samtig weichen, durchgekneteten, völlig entspannten Händen zum Hauptbahnhof, die ich mir unter die Nase hielt, wie damals, nach dem ersten Fingern meiner ersten Freundin, spät nachts, zu Fuß nach Hause. Wäre ich vorher nicht in der Schule noch pissen gegangen, hätte ich nicht nur die verdammte Seife gerochen.

Bei einem Lernzirkel mussten wir bei ihr verschiedene Verbandsformen üben. Erneut war die Teilnehmerzahl ungerade und einer hätte an ihr üben müssen. Wie Verbündete sahen meine Mitschüler zu mir. Meine befreundete Mitschülerin aus dem letzten Absatz, grinste breit. Es war ein offenes Geheimnis.

Finger- und Kopfbandage. Meine Lehrerin musste mich durch den ganzen Prozess begleiten, weil ich zu blöd war, die bebilderten Erklärungen auf den Arbeitsblättern umzusetzen. Vielleicht war ich auch einfach nur abgelenkt, weil ich plötzlich diesem Hals so nah wie noch nie zuvor war. Ihr Haar ist so schön. Niedlich, wie sich die süßen Spitzen ihrer Ohren zwischen ihren Haarsträhnen zeigten. Ich wollte an ihnen mit meinen Lippen knabbern als wäre ich ein verfickter Karpfen an einer in den See geworfenen Semmel. Stattdessen sagte ich indirekt, dass ihr Kopf groß sei (D’OH!), während ich den Verband wickle, stark darauf konzentriert, nicht diese wunderschönen Augen zu verdecken.

Nach diesem quälend langen, sehr ungemütlichen Einsatz in der Notfallambulanz, war ich froh, sie am ersten Tag des Schulblocks wiederzusehen. Mein neuer Sitzplatz ist ganz hinten im Eck, neben Heizung und Fenster, wo ich ungestört bleiben und mich ausnahmsweise nicht in den Mittelpunkt drängen will. Ihr Blick fand mich trotzdem. Immer und immer wieder. Ihr Unterricht schien nur für mich zu sein. Sah ich ihr tief in die Augen, verhaspelte sie sich in ihren Sätzen. Ich machte mir einen kleinen Spaß daraus und prüfte es. Ja. Zweifellos. Sah ich sie an, fielen die Worte bei ihr kreuz und quer. Wie kann man sie nicht lieben?

Diese latente Unsicherheit und der manchmal leicht mitschwingende Selbstzweifel, machen sie so liebenswert, so berührbar. Lehrer sind oft bemüht, unantastbar zu sein. Sie nicht. Wird sie frech von Schülern korrigiert (sie ist die einzige, bei der ich das nicht tue), bleibt sie diplomatisch und niemand verliert sein Gesicht, selbst wenn ein Schüler die horrendste Scheiße von sich gibt. Drama, wie man es bei emotional ungefestigten Damen oft erlebt, kann man sich bei ihr nicht vorstellen. Sie verströmt eine Kompetenz und innere Ruhe, in der man sich entspannen kann (sie ist auch die einzige, bei der ich nicht den Lehrstoff auf Richtigkeit überprüfe; das ist nur bei den anderen Lehrer nötig, leider).

Zu sehen, dass sie einige Tage nicht mehr für Unterricht in meiner Klasse eingeplant ist, stimmte mich traurig. Wie sehr ich mich freute, sie stattdessen wenigsten von einem Glaszimmer aus am Gang zu sehen. Wir lächelten uns an und winkten uns zu. Ihr Winken war wie das einer Verliebten. Als wäre ich schon der ihrige. Fühlte sich gut an.

Ihr Unterricht heute war wieder sehr angenehm. Sie versteht es meisterhaft, verschiedene Lernmittel zu implementieren – die alle anderen nicht oder nicht gekonnt nutzen – ohne den Eindruck von Planlosigkeit zu hinterlassen. Alles ist wohl durchdacht. Alles wirkt stimmig und hilft Schülern beim Lernen. Ich weiß ihre Arbeit sehr zu schätzen und ich weiß, dass sie zuhause länger den Unterricht vorbereitet als alle ihre Kollegen es jemals haben. Das merkt man. Hier erinnert sie mich an meine letzte Freundin, die ähnlich engagiert, durchdacht und kreativ arbeitete. Mir gefällt das.

Diesmal hielten wir die Blicke nicht lange. Ich konnte es nicht. Sie konnte es nicht. Keine einzige Wortmeldung von mir. Ein wenig konnte man heraushören, dass ihre Stimme verschnupft klang. Ich hätte sie dennoch geküsst, obwohl meine intensiven Gefühle für sie, die diese Woche wild in mir wüteten, wie aufgelöst waren. Nicht zu viel riskieren. Ganz in ihrem, unseren Sinne. Sie stellte wie ich inneren Abstand her. Es ist zu deutlich an die Oberfläche geschwommen. Irgendwann kommt der Moment, wo wir aus der Tiefe herausspringen und sich entscheidet, wo wir landen: Nebeneinander, aufeinander, weit auseinander …

Dazu muss ich an den Punkt ohne Wiederkehr. Der Punkt, an dem ich sie küssen oder mich auf ewig schämen muss, weil ich es nicht versuchte. Stelle ich es schnell an, könnte sie noch meine Prüferin in einem Praxiseinsatz werden und ich weiß nicht, wie sich das darauf auswirkt. Soll ich bis nach dem Examen warten? Oder könnte sie mir vielleicht Prüfungen organisieren und als gelernte Praxisanleiterin Sachen mit mir durchgehen? So opportunistisch will ich eigentlich gar nicht denken. Meine Vergangenheit mit Damen, die mir in der Ausbildung gut hätten helfen können, hat gezeigt, dass ich nicht so einer bin. Dann bis nach dem Examen warten? Wartet sie so lange? Ist sie überhaupt noch zu haben? Und fuck, sollte ich wieder den gleichen Fehler machen wie in meiner 2016er Beziehung zu einer Assistenzärztin? Never fuck the company. Geht es um Entscheidungen, bin ich ein Meister darin, die falschen zu treffen. Hoffentlich habe ich bei ihr das richtige Händchen, nachdem sie von ihr so gut massiert wurden.

Andrea, ich mag dich. Affären und die Beziehung, die ich hatte, seit ich dich zum ersten Mal sah, sind vielleicht nur Etappen auf meinem Weg zu dir gewesen, um mir zu zeigen, wie sehr ich dich brauche. Doch du bist auf einem Level der Reife, das ich nie erreichen werde. Du verdienst so viel Besseres als mich. Und ich? Ich verdiene mindestens einen Kuss von dir. Heb ihn mir auf, bis die Zeit reif ist.

~ Ich weiß, du würdest das gerne kommentieren. Aber ich verbiete es dir. ~

10 Jahre

10 Jahre

Genau 10 Jahre ist es her, seit Opa’s Tod nach langem Kampf mit (nicht „gegen“, denn der Verlierer stand von vornherein fest) seiner schweren Krebserkrankung. 10 Jahre. So viel passiert, seitdem. Und ich weiß hier gerade nicht mehr zu schreiben als das.

Heute erhielt ich meine Endbewertung des Praxiseinsatzes und sie fiel, trotz überschwänglich positiver Worte der Praxisanleiterin – die so jegliches Gegenfeuer im Keim erstickte –, unfassbar schlecht aus. Sie lag unter der Bepunktung der Zwischengespräche aller anderen Schüler. Bei jemanden, der seinen Selbstwert so sehr aus dem Vergleich zu anderen zieht, ist das ein schwerer Tritt in die Eingeweide.

Was du wohl zu meinem Werdegang sagen würdest. Wie ich dich einschätze, wärst du kritisch. Der Lebensweg musste stringent sein. Schnell Geld verdienen, Ziele haben und sie anstreben. Du konntest leicht reden. Deine Arbeit war das, was du geliebt hast. Du warst ein Bastler, ein Erfinder, Experte des Maschinenbaus, von Anfang an Teil des Unternehmens, geachtet, beliebt, eine Instanz in der Stadt. Und doch nie der Chef und Großverdiener, der du vielleicht hättest sein können. Du wolltest Arbeiter bleiben. Du warst zu gut darin. Selbst im Sprung von Sozialbauwohnung zu Sozialbauwohnung bliebst du das Alpha.

Die Dinge, in denen ich gut war, brachten kein Brot. Und nachdem ich einen Weg fand, meine Hobbys irgendwie zum Beruf zu machen, fand ich heraus, wie beschissen das sein kann. Ewig unterbezahlt. Nie dazu bestimmt, finanziell dem Status „Kind der Großeltern und des Vaters“ zu entwachsen. Aktuell schon wieder Schüler. Ich war länger in Schulen als der Großteil meiner jetzigen Klasse alt ist. Zum ersten Mal bin ich deutlich älter als die Lehr- und Pflegekräfte, die mir alles beibringen sollen. Als jemand, der nie den Erwachsenenstatus für sich annehmen oder gar empfinden konnte, ist das komisch. Mein Vater, dein zweitältestes Kind, war 24 als ich geboren wurde. In ein paar Monaten werde ich 33. Das ist verfickt verrückt.

Manchmal möchte ich dir etwas erzählen. In meinen romantischen Gedanken würdest du mich an deiner Weisheit teilhaben lassen und mich mit deinen Worten, deiner Erfahrung erleuchten. Ich habe dann vergessen, wie du früher einfach nur mit den Schulter gezuckt hast oder kein Verständnis hatte. Was sagt mir, dass du mir irgendetwas erzählen würdest, das mich berührt; dass du irgendwie auf mich und meine Bedürfnisse eingehen würdest? Wenn es um deine Streitereien mit Oma ging und ich sie in Schutz nahm, sagtest du nur: „Du weißt vieles nicht.“ Und das stimmt. Wie du.

Danke für die schönen Zeiten mit dir, die Erinnerungen und deine vielen gescheiterten Versuche, mir Technik nahe zu bringen – ich weiß, du meintest es nur gut. Aber auch Danke für das große Nichts, dass du mir hinterlassen hast.

Wirklich lange her, dass ich bei dem Gedanken an dich geweint habe. Sollte ich jemals die Tage dessen zählen, kann ich heute bei Null anfangen.

Tinder-Terror (Date 1, 2018)

Tinder-Terror (Date 1, 2018)

Am 17. März 2018 hatte ich ein Tinderdate, mein erstes Date, dieses Jahr. Ja, richtig gelesen. Roger Buscapé Nigk tindert. Und das nicht mit wenig Erfolg. Meine Bilder sind nicht gerade gut, aber Matches kommen regelmäßig rein, ohne dass ich Dauerlikes verschicken muss. Dafür, dass ich sexsüchtig bin, bin ich ziemlich wählerisch. Ich halte das für eine gute Sache. Standards haben.

Demzufolge ist mit meiner Freundin Schluss. Ob und wie ich darauf in diesem Blog eingehe, weiß ich nicht. Ich musste sie verlassen, bevor ich mich in etwas übles hineinmanövrierte. Mein Tinderprofil war schnell reaktiviert. Bedenkt man, wie ich nicht lange davor im Zug nach Hause stand und wie ein Idiot weinte, ziemlich schnell reaktiviert. Ablenken, hieß es. Likes sammeln, fürs verletzte Ego. Aber nicht so viel Zeit damit verbringen wie das letzte Jahr, obwohl es Spaß machte, viele neue Mädchen kennenzulernen und manche von ihnen ein bisschen zu mögen.

Seit meiner Auszeit standen knapp 40 Matches zur Belästigung bereit, jedoch meist zu weit weg oder inzwischen nicht mehr interessant genug. „Hurra – ein Match!“ ploppte es auf. Klappte schneller als erwartet. Ein Bild ihres Gesichts, nicht mehr. Kein beschissener Filter, keine immergleichen Reisefotos und Bilder bezahlter oder Gratis-weil-Fotograf-notgeil-Fotoshootings – kein verfickter Tinder-Standard, der mich so unfassbar langweilt. Schönes langes Haar. Außerhalb des Bildausschnitts hätten sich dennoch 200 kg locker verstecken können. Nett gechattet, bald verlagert auf WhatsApp, um abzuchecken, ob sie nicht ein Fakeprofil ist. Kennenlerntreffen war genauso schnell ausgemacht. Ich ließ nichts anbrennen.

Zu ihr: Krankenschwester in einem Konkurrenzkrankenhaus, 30 Jahre alt, zudem noch Praxisanleiterin. Ich malte mir aus, wie sie mich mit praktischer Nachhilfe durchs Examen bringen würde. Blasendauerkatheter legen als Vorspiel zum Flachlegen.
Einen großen schönen Hund hatte sie auch. Ich mag große Hunde. Dazu noch ein entspannter Humor und versendete Sprachnachrichten im betrunkenen Zustand (eine schöne Stimme, wie von einer Punkerin). Sie wäre bei einem Freund gewesen und hätte was getrunken, um beim Wechsel von Spät- auf Frühschicht besser schlafen zu können (kommt mir nicht zum ersten  Mal so vor als wollen Frauen mit dem Einführen eines männlichen Nebenprotagonisten Eifersucht provozieren oder einfach nur verunsichern; mir war das scheißegal – beste Reaktion, die man darauf haben kann). Bei sofortigem Einschlafen wären das zwei Stunden Schlaf gewesen, wenn sie mich mit ihren Schichten nicht log. Und dann war sie während der Arbeit natürlich pausenlos online, um mit mir zu chatten. So ist das: Haben sie Interesse, haben sie Zeit. Immer und überall.

Verging viel Zeit, in der ich im von mir ausgesuchten Restaurant alleine am Tisch saß. Nach 10 Minuten schrieb ich sie an. Sie hätte nicht gedacht, dass die Uhrzeit verbindlich war. Yeah right. Ich machte mich darauf gefasst, mein Radler zu trinken und einen schönen Abend alleine zu verbringen. Das Restaurant ist super. Meine Toleranzgrenze der Verspätung beim ersten Date beträgt 15 Minuten, vielleicht 20, bevor ich gehe. Aber sie wollte tatsächlich noch kommen. War egal, ich hatte ein eBook auf dem Smartphone, um fürs Studium zu lernen. Und mein Radler ging dann natürlich auf sie.

Sie war sehr, sehr hübsch. Durchaus mein Typ. Keine versteckten 200 kg. Nur war ich mir nicht ganz sicher, ob ich sie nicht aus einem Praktikum in ihrem Krankenhaus kannte. Die Station war dieselbe, denn wir tauschten ein paar Insider über ihre Kollegen aus, von denen in meinem Krankenhaus ein bisschen gequatscht wird. Wenn sie es wirklich war, dann setzte ich mich damals bei ihr in die Nesseln als ich sie fragte, ob sie noch Auszubildende sei. Glaube, sie hatte auch bei meiner schlechten Praktikumsbewertung (Note 3) ihre Finger mit im Spiel. Auf alle Fälle kannte sie mich nicht mehr, zumindest hat sie nichts in der Richtung angedeutet und ich hielt ebenfalls schön die Klappe. Vorsorglich. (Am Ende des Dates fragte ich sie dann doch über WhatsApp. Sie hätte ein sehr gutes Gedächtnis, davon wüsste sie aber nichts.)

Unsere Gespräche waren witzig, toller Humor, tolles Ping-Pong mit frechen Sprüchen, einfach nur entspannt, locker, voller Ironie und Spaß. Letzteres ist auch das einzige, was sie aktuell suche. Wundervoll! Keine, die auf was Festes aus ist! Ich war guter Stimmung, bis sie von früheren Beziehungen anfing. Vier Jahre mit irgendeinem Dude. Danach elf Jahre mit einem psychisch erkrankten Mann, von dem sie sich im Januar frisch hat scheiden lassen. Macht insgesamt die Hälfte ihres Lebens in Beziehungen zu Männern, was leicht darauf hindeutet, dass sie nicht alleine sein kann. Zum Vergleich: Meine längste Beziehung erstreckte sich über eineinhalb Jahre. Sie hätte genau so gut die Hose runterziehen und einen feuchten, 50 cm langen Fleischpenis auf den Tisch klatschen können. Nicht aus dem Grund, dass sie über ihren Ex-Partner sprach (das machen sie alle), sondern was sie über ihren Ex-Partner sprach.

Genügend Stoff um eine Biografie über ihn zu schreiben wäre jetzt vorhanden. Sogar sein Vorname rutschte ihr raus. Depressionen weit schlimmer als meine. Ziellosigkeit weit schlimmer als meine. Abhängigkeit von Eltern weit schlimmer als meine. Ständiger Drang nach Bestätigung und Elternliebe durch elterliches Diktat zu Beruf, Liebe, Leben, was in völliger Resignation endete und ihn seither in der Arbeitslosigkeit hält. Hab ich die Persönlichkeitsstörung schon erwähnt?
Er war Zivi auf ihrer Station. Da lernten sie sich kennen und lieben. Seine psychische Labilität zeichnete sich mit Beginn ihrer Beziehung immer mehr ab, bis sie in eine stationäre Behandlung mündete. Sie zogen ziemlich schnell zusammen, mit ihrer kompletten Einrichtung, weil er damals wie heute völlig mittellos sei. Einige persönliche Details mehr folgten. Will mich gar nicht mehr daran erinnern. Er sei nun bei einer Schwester im tiefen Westen Deutschlands. Das schließe ein „Verrückter-Ex-besucht-mich-mit-Axt“-Szenario wohl aus. Beruhigend.

Freilich hätte ich jederzeit sagen können, es genüge jetzt, ich wolle nichts mehr davon hören; das Thema irgendwie umlenken. Empfand ich aber als Fehler. Je mehr sie über ihren Ex erzählte, desto mehr erzählte sie über sich. Schließlich war sie elf(!) Jahre mit ihm zusammen. „Co-Abhängigkeit“ war ihr beschreibendes Synonym zu ihrer Beziehung. Genügend Hinweise zur Vermutung eines Helfersyndroms – „Ich muss ihn retten, er braucht mich und meine Hilfe!“ – hörte ich jedoch nicht heraus. Schwierig. Und sobald etwas schon in dieser Phase schwierig wird, sollte man es lassen, vor allem, wenn sie beiläufig einen Kinderwunsch erwähnt, was sie tat. Renn, Roger, renn!

Bevor ich sagen konnte, dass es Zeit wäre es zu packen, nahm sie mir die Worte aus dem Mund. Müde sei sie. Me too. War mir vollkommen recht. Ihr fast unangetastetes Essen ließ sie einpacken. Sie bestellte viel zu viel. als wolle sie die ganze Woche damit herumkriegen. Ich erinnerte sie nochmal daran, wie sie sich frech verspätete und nutzte das, um heimgefahren zu werden.

Fazit: Viele interessante Interna aus ihrem Krankenhaus und der Schülerbewertung erfahren (decken sich übrigens zu 100% mit meiner Kritik daran), 3,10 EUR gespart und kostenlos nach Hause chauffiert worden. Gutes Outcome. Schade war es trotzdem. Wir waren beide superwitzig und sie war wirklich sexy. Aber ich hatte hinterher nicht mal das Bedürfnis sie zu küssen. Wirklich Schade.

Sie: „Also, bis dann!“
Ich: „Joah, bis dann mal. Irgendwann.“

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