Auf Uns. Auf Dich.

Auf Uns. Auf Dich.

Meine Kugel-Metapher aus dem Blog-Beitrag „Drei Akte und ein Akt“ hat mich an diesen hier erinnert, den ich nie veröffentlichte. Geschrieben am 15. März 2017. Ich habe ihn in diesem Blog auf ein Jahr später zurückdatiert. Muss man nicht verstehen. 

Wir saßen an einem Tisch, in diesem viel zu großen Wohnzimmer, und schenkten uns Hacker Pschorr Radler in Gläser ein. Wir waren beide krank und tranken nicht offiziell auf uns, doch jeder vielleicht insgeheim darauf, dass wir zusammensaßen. Weiß gar nicht mehr genau, ob es unser erstes oder zweites Mal bei dir war. Uns ging es gut, trotz rauem Hals, belegter Stimme und laufender Nase. Wir küssten uns. Es war schön, trotz meiner Zurückhaltung. Wollte dich nicht weiter anstecken.

Hatte lange gedauert, bis ich die kleine Auswahl an Bieren gefunden hatte, die du für diesen Abend vorschlugst. Heute weiß ich, in welchen Läden man sie finden kann. Nur das Radler will ich kaufen, als kleines Gedenken an dich. Der Laden hat zu, als wäre er das symbolisierte Echo unseres endgültigen Beziehungsaus. Der nächste auf meinem Weg hat es auch, wer weiß was ich sonst stattdessen getrunken hätte.

Ich sitze zuhause, in dem Zimmer, dass dich warum auch immer, so schockierte. Über die Anlage läuft von Mia Doi Todd der Song „My Room is White“, dessen Text so perfekt passt. Die Flasche ploppt lauter als ich es in Erinnerung hatte. Ich trink auf dich. Im Bett, in dem ich mit dir saß, in dem du aber nicht die Nacht mit mir verbringen wolltest, lieg ich da und spüre eine komische Schwere in meinem Bauch, eine beruhigende, schläfrig machende Schwere. Kommt das vom Radler oder von dieser Melancholie, die mich umschließt, wenn ich an unsere gemeinsame Zeit denke …

Dir tut es Leid, hast du gesagt. Und es hätte viel geändert, wenn du Klarheit gehabt hättest. Diese gewünschte Klarheit hätte dich nur sehen lassen, wie sensibel ich bin und wie schnell bereit, mich zu trennen. Ist mir schon klar, wie viel das ändert, dir die Pistole auf die Brust zu setzen und dich dabei zusehen zu lassen, wie ich Kugel um Kugel in die Trommel einsetze, die alle nur darauf warten, dir das Herz zu zerfetzen. Denn eines weiß ich inzwischen: keine Trennung ohne Schmerz. Egal wer sich von wem, warum auch immer trennt.

Eines hätte ich mir damals gewünscht. Nicht, dass es mit uns klappt, nein. Wie schön es mit mir auch sein kann, meine Depressionen, meine Selbstzweifel und meine Sprunghaftigkeit wiegen zu schwer für jedes Band, das ich mit einem Menschen knüpfen könnte. Ich wünschte mir, mehr Klarheit gehabt zu haben.
Mein Blick war verschwommen von einem kleinen Schleier an Hoffnung, irgendwas, das die vertrackte Situation zwischen uns hätte entwirren können, das Aufdecken eines Missverständnisse oder das schlichte Benennen des verfickten Problems, das du damit hattest, wie ich lebe. Als du mir mit deinem Maßstab ins Gesicht schlugst, ging das zu schnell, um die Skalen, die Werte abzulesen. Und dann gebe ich dir noch dreimal die Chance, dich mir zu öffnen und du nutzt sie nicht. Willst stattdessen mich dazu bringen, dir meine Entscheidung, den Kontakt komplett abzubrechen, ausführlich zu erklären. Ich hatte dir alles gesagt, was es zu wissen galt. Dass ich dich mag, was ich an dir mag, war nicht gelogen. Mich in ein langes Gespräch zu verwickeln, mit ewig langen Ausführungen deines Nicht Verstehens, hat mich nicht dazu gebracht, meine ohnehin schon inkonsequent ausgeführte Entscheidung zu ändern. Du sagtest, es sei doch auch deine Entscheidung, ich solle sie dir überlassen. Nein, das ist sie nicht. Doch falls es dich beruhigt: Du hast deinen Teil zu meinem Entschluss beigetragen.

Du hattest dich mit Bier betrunken, vielleicht sogar mit dem Bier, das ich damals kaufte und das seitdem in deinem Kühlschrank darauf wartete, von uns gemeinsam getrunken zu werden. Anstoßen. Vielleicht wie ich, ohne den anderen. Das „Auf uns“, zerfallen zum „Auf Dich“.

„Ich verstehe es nicht. Warum willst du eine schöne Sache vorsorglich kaputt machen?“
Meine vorletzte Liebe M. W. am 06. März 2017 in WhatsApp

Lyrics: https://genius.com/Mia-doi-todd-my-room-is-white-lyrics

~ Ihr kennt das Spiel. Don’t comment. ~

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.