Is this a thing? Revenge Porn
Zuerst dachte ich an ein Spielfilm-Genre, wie Torture Porn, etwas in Richtung asiatischer Hass-Tradition à la Park Chan-wook, der meiner Meinung nach ziemlich überschätzt wird (zur Bestätigung dieser unter Cineasten stark verpönten Ansicht reicht schon die von ihm kommentierte Version seines besten Filmes Oldboy). Dann las ich darüber einen Artikel, weil eine ziemlich heiße YouTube-Aktivistin für gleichgeschlechtliche Liebe, ihren Ex-Macker deswegen verklagte. Und dann fiel mir auf, dass ich mir ganz bestimmt schon mal auf so was einen runtergeholt habe, weil ich es für freiwillig veröffentlichte Amateur-Pornografie hielt. Na wat jetz‘ nu, wat heeßt det jetz‘? Richtig geraten, Revenge Porn bedeutet Außenstehenden zugänglich gemachte Privataufnahmen sexueller Natur, bei deren Veröffentlichung kein Konsens aller Beteiligten vorliegt. Aus Rache. An denen ohne Konsens.
Man fantasiere sich zusammen, man browst wie jeden Tag sechs Stunden durch die einschlägigen Portale und findet auf einmal ein Video eines Familienmitglieds, eines nahen Verwandten, Freundes oder ähnlich bekanntem. Manche mögen da nicht zu wichsen aufhören. Ich würde fragen: „Um Himmels Willen, nein, bitte lieber Gott, DU machst Pornos?!?!!? Ich hab da ein paar innovative Ideen, die du mal mit deinem Partner ausprobieren kannst und die dir sicher Klicks bringen. Meine Freundinnen hatten da nie Bock drauf. Will aber Gewinnbeteiligung!“
Oder noch eine Ecke stranger: Man entdeckt sich selbst im Video?! Vielleicht weil es heimlich gedreht wurde????? Kann mich an zwei Clips erinnern, wo der männliche Darsteller wie ich aussah, nur leider weniger gut bestückt, weswegen ich nicht damit angeben kann. Außerdem ficke ich weitaus besser als diese Jungs, hab die krasseren Moves, den tighteren Rhythmus, den schnelleren Maschinengewehr-Ficktakt, die tieferen, G-Punkt-punchenden Stöße, sogar das geilere Vorspiel und eloquentere Dirty Talking …
Wisst ihr Bescheid.
Wie würde ich mich fühlen, wenn jemand von mir deutlich sexuell gefärbtes Material ins weltweite Internetz hochlädt oder (noch schlimmer!) gezielt im Verwandten-/Freundes-/Bekannten-/Dunstkreises verteilt? Der nichtexistente Gott weiß, dass es dererlei Footage zu genüge gibt. Anfänge einer Beziehung werden mit mir durch das überschwängliche Senden von Bildern meines Schwengels besiegelt. Fuck, es gab schon schlechtere Gründe, warum ich Frauen Bilder meines Penisses geschickt habe. Dazu noch die vielen Video-Snippets (Schwanz im Fleshlight, Spermaweitspritzen über den Tisch, auf ausgedrucktes Bild der Empfängerin wichsen, mit dem Ständer ein Schlagzeugsolo auf einem Hocker spielen …), die Audioaufnahmen lauten Gestöhnes (von mir, einer oder mehrerer Damen während des Aktes, von der mithörenden Nachbarin mit ihren Anfeuerungsrufen und masturbatorisch herbeigeführten Orgasmen T…), die mehr oder minder artsy zusammengeschnittenen Pornofilmchen, in denen ich genauestens dafür sorgte, dass man das Gesicht der Frau nicht sieht (ich begründete das mit „Respekt“ gegenüber der Frau, die das Recht hat, anonym zu bleiben, dabei wollte ich einfach nur nicht abgelenkt werden von [insert a politically incorrect joke who will butthurt a lot of people]). Super, die verteilende Person müsste dann nicht mal aufwendig dafür sorgen, sich selbst unkenntlich zu machen! Ganz toll, Roger. Super mitgedacht!
Either way, Rachepornografie kann nur der Ursprung einer schwerst asozialen Persönlichkeit sein, egal wie verletzt oder gekränkt die arme Seele sein mag. So einen Mist kann man nicht schönreden. Wie kommt man nur da drauf? Es ist ein Akt dreckigster Gewalt gegenüber jemanden, den man angeblich mal geliebt hat. Etwas, das mich so oft verwundert. In den Beziehungen, die ich hatte, war es nur in einer (meiner ersten festen Beziehung) möglich, ehrlich Freunde zu bleiben. Sie hatte sich von mir getrennt. In allen anderen Beziehungen trennte ausnahmslos ich mich (wer mag nach diesen letzten zwei Sätzen wild psychologisieren? Roger gibt den Schmerz weiter, den er nach dem ersten Aus nicht verarbeiten konnte?) und war damit langfristig Diffamierung, Ausgrenzung und was sonst noch ausgesetzt. Da konnte ich so ehrlich, einfühlsam, nett, ruhig und/oder schuldbewusst formulieren wie ich wollte, selbstlos Unterstützung, Freundschaft und Mitgefühl anbieten. Sie wollten das alles nicht; sie wollten mich. Paradoxer geht es kaum. Gib nicht, was sie verlangen, und du hast einen Feind bis ans Lebensende. Erinnert an das kindische Verhalten radikaler Feministen?
Es war schon nicht leicht eine Beziehung persönlich zu beenden. Keinen freundschaftlichen Kontakt mehr zu dem Menschen aufnehmen zu dürfen, den man mal sehr geliebt hat, doch mit dem man die amoröse Form der Liebe nicht weiterführen möchte/kann, das ist ein Stich bis zum Schaft, auf dass das Messer noch lange sichtbar stecken bleibt. Gegen Ende einer Beziehung und darüber hinaus zeigt sich die ungedrosselte miese Seite eines Charakters.
Intime Details in einer schädigenden Weise zu verbreiten (von mündlich oder im Messenger verbreiteter Geschichte, bis zum Screenshot* oder Smartphonefilmchen) ist ein verfickter Bitch Move. Und ihr Frauen dürft euch da nicht rausnehmen. Ihr seid untereinander gut vernetzt. Ich bin mir sicher, dass jede der Freundinnen meiner Ex-Damen darüber Bescheid weiß, wie mein Schwanz beschaffen ist und wie ich ihn benutze, wenn ich nicht pisse, wobei es zu letzterem Überschneidungen geben mag. Kann man daran erkennen, wie auf einmal Freundinnen der metaphorisch Verblichenen anstehen, in der Hoffnung, etwas Schwanz abgreifen zu können. Anekdotische Evidenz aus meiner sicherlich verzerrten Wahrnehmung, ich weiß.
In diesem Absatz könnte ich mich dezidierter und ausführlicher darüber auslassen, wie verfickt unfair und asozial das ist; darüber, wie sich die Opfer fühlen, welche weitreichenden Konsequenzen es haben kann (familiär, im Social Circle, beruflich …), wie belastend und schmerzhaft es für sie ist … falls vorhanden wird Vertrauen wissentlich gebrochen, auf jeden Fall wird eine Grenze überschritten. Am Grenzzaun bleibt der Körper des Aggressors hängen und legt mit jedem weiteren Schritt nach vorne eine verdreckte Seele in all seiner Niedertracht frei. Es ist beschämend. Dennoch beschränke ich mich auf den Appell: Lassen. Ernsthaft. Lass das. Werd erwachsen, du bemitleidenswerte Pussy.
Somit hätten wir neben „Sei kein eifersüchtiger Vollarsch, der andere bedroht“ (wer denkt, damit sind nur Männer gemeint, ist ein Sexist!!!) noch ein weiteres Just Don’t: Verbreite keinen sexuellen/erotischen Content deines Partners/deiner Partnerin, wenn der/die das nicht will! Schon gar nicht aus Rache, du bemitleidenswertes Stück Scheiße! Dafür sollte man dir eine Nagelfeile in die Harnröhre schieben! (Wer erneut denkt, damit wären nur Männer angesprochen, ist wirklich ein verfickter Sexist …)
„Die Jungs sollten mir dankbar sein, sie so zu sehen. Keiner will die Katze im Sack am Sack.“
* Anmerkung: Ja, in diesem Blog habe ich selbst einige Screenshots aus Messengern veröffentlicht, JEDOCH anonymisiert. Doppelmoral kann man mir hier nicht unterstellen. Dafür an sämtlichen anderen Stellen.